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Wenn ein Familienmitglied als Dolmetscher tätig wird, was muss man dabei beachten?
Zunächst ist festzustellen, dass durch die Anwesenheit eines Dolmetschers das klassische duale Arzt-Patient-Verhältnis gestört wird. Doch in vielen Fällen ist in der medizinischen Praxis ohne Dolmetscher kaum eine Verständigung möglich. Da ein professioneller Dolmetscherdienst in vielen deutschen Krankenhäusern nicht erreichbar ist, werden hierfür vielfach sprachkundige Personen des Krankenhauspersonals, Familienmitglieder oder Bekannte eingesetzt.
Eine Dolmetschertätigkeit durch Familienmitglieder kann unterschiedliche Probleme aufwerfen. Denn der Patient soll in Anwesenheit eines Familienmitglieds, das nicht direkt in den Behandlungsprozess involviert ist, über höchst private Angelegenheiten sprechen. Die Objektivität der Übersetzung kann wegen der Mitbetroffenheit des Dolmetschers auch gefährdet werden. Wie soll man es bewerten, wenn die Tochter ihrem kranken Vater zuliebe eine infauste Diagnose oder schlechte Prognose verschweigt? Wie soll das Recht auf Wissen und Nichtwissen in einem anderen kulturellen Kontext verstanden und in die Praxis ethisch vertretbar umgesetzt werden? Was ist, wenn zwischen Patient und Familienmitglied ein Autoritätsverhältnis existiert und dieses die Kommunikation verhindert?
Wenn Seiten des Behandlungsteams ein Verdacht auf die Manipulation bzw. Zensur der ärztlichen Aufklärung oder Patientenaussagen besteht, so soll das Gespräch durch einen beeidigten professionellen Dolmetscher stattfinden. In den Fällen, wo es um infauste Diagnose und Prognose geht, soll auch darauf geachtet werden, dass das Recht auf Wissen bzw. Nicht-Wissen gewährleistet bleibt. Dazu ist wiederum eine kultursensible Kommunikation nötig. Eine solche Verständigung durch einen Dolmetscher ist jedoch immer mit Schwierigkeiten verbunden.
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